Vorplatz
Haus C, Atrium, Haus B
Ansicht von der Parkseite
Atrium
Eingang des Justizzentrums

In Erweiterung der historischen Gebäudesubstanz des Land- und Amtsgerichts Aachen ist auf dem Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt das Justizzentrum entstanden. Der erste Spatenstich zum neuen Justizzentrum erfolgt am 29. September 2004. Im Dezember 2007 wurde das neue Justizzentrum in Betrieb genommen. Die vorhandenen Gerichtsbauten wurden um eine präzise Abfolge von zusammenhängenden Häusern und Höfen zu einem Ensemble ergänzt, wodurch eine komplexe Gebäudegroßform entstanden ist. Das Parkhaus wird zusammen mit den neueren Bürogebäuden (Haus B und C) und den Altbauten zu einer präzisen Figur gefügt, in deren Mitte das Hauptgebäude (Zentralbau) steht. Der Zentralbau unterscheidet sich in seiner Farbigkeit und Haltung von allen anderen Bauten.  Während die neueren Bürogebäude in ihrer Materialität und durch die Art der Vermauerung den Bezug zum Ziegel des Altbaus herstellen und somit eine Vernetzung der neueren, roten Bauten schaffen, signalisiert das Hauptgebäude mit seiner stehenden Ordnung und hellen Farbigkeit der Betonfertigteile aus glatt poliertem Weißbeton mit Marmorzuschlagsstoffen ganz bewusst seine Sonderstellung. Die unmittelbar am Adalbertsteinweg gelegene Parkgarage wurde von dem zwischenzeitlich verstorbenen Künstler Rémy Zaugg gestaltet. Das Justizzentrum ist ein Ort der Rede. Die sich stets wiederholenden Fassadenelemente des Parkhauses wurden vor diesem Hintergrund von dem Künstler mit stets anderen Wörtern versehen, so etwa mit Bezeichnungen von Dingen, Adjektiven, Verben, Adverbien. Die Wörter sind alle von gleicher Länge und füllen die gleichlangen Elemente vollständig aus.

Das Justizzentrum wird den Anforderungen einer funktionalen und bürgerfreundlichen Justiz in jeder Hinsicht gerecht. Die gestalterische Vorgabe, die besondere Aufgabe der Gerichte und der Staatsanwaltschaft auch baulich hervorzuheben, hat das Architekturbüro Weinmiller aus Berlin im Wege einer Weiterentwicklung der bereits vorhandenen Gebäudestruktur eindrucksvoll umgesetzt. Das Justizzentrum führt eigenständige, zum Teil stark ineinandergreifende Funktionsgruppen der Gerichte und der Staatsanwaltschaft unter einem Dach zusammen, übernimmt dabei zugleich architektonische Elemente und Motive der historischen Gerichtsgebäude. Durch die gelungene Anordnung der verschiedenen Gebäudebereiche wurden eine hohe Funktionalität und Wirtschaftlichkeit des Gebäudeensembles und eine sinnvolle Vernetzung der einzelnen Gerichtsbarkeiten mit den zentralen Einrichtungen und den bestehenden Altbauten erreicht. Die Abfolge zusammenhängender Häuser und Höfe wird in den Neubauten fortgesetzt und ergänzt. Den Sicherheitsanforderungen wurde dabei ebenso Rechnung getragen wie den Belangen des Denkmalschutzes. Hervorstechend ist die klare und funktionsgerechte Erschließung des Gebäudekomplexes. Das Konzept der kurzen Wege wird im Justizzentrum für Besucher und Bedienstete vorbildlich umgesetzt. Besonderen Wert legten die Architekten auf die Bürgerfreundlichkeit des Justizzentrums. Der Besucher wird bereits beim Betreten des Zentralbaus in einer hellen und freundlichen Atmosphäre empfangen. Zugleich spiegelt die großzügige bauliche Gestaltung des offenen Eingangsbereichs das Selbstverständnis und den Stellenwert einer modernen Justiz wider. Über umlaufende Galerien auf allen Geschossen der luftigen Foyerhalle in dem Zentralgebäude werden die Verhandlungs- und übrigen Funktionsräume erschlossen. An der Stirnseite des Atriums im Zentralbau blickt der Besucher auf eine die gesamte Wand umfassende Fotografie des Eames Hauses in Los Angeles. Das Gesamtwerk der Künstlerin Veronika Kellndorfer bleibt dem Blick jedoch entzogen, da es immer wieder durch die Geschossteilungen verstellt oder von der Innenfassade unterbrochen wird.

Durch den neu entstandenen Park integriert sich das Justizzentrum in den bestehenden städtebaulichen Kontext. Es wertet so die rückwärtigen stadträumlichen Strukturen der Umgebung auf und verbindet unterschiedliche Stadträume miteinander. Die Gegenüberstellung von baulich klar eingegrenzten Hofsituationen und einer offenen Parklandschaft bildete dabei für den Landschaftsarchitekten Günther Vogt den Parameter der Umgebungsgestaltung für das Justizzentrum. Neben dem öffentlich zugänglichen Park wurden fünf private, zum Teil nicht begehbare Höfe, die in ihrer Lage und Funktion stark differieren vom geöffneten Entree des Eingangshofes bis hin zu introvertierten Höfen gestaltet.Verbindendes Gestaltungselement für die Höfe ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Wasser in unterschiedlichen Erscheinungsformen. Im Gegensatz dazu sind Topografie und Vegetation die formgebenden und damit zentralen Elemente des Parks. Rasenskulpturen zeichnen die baulichen Strukturen nach und bilden klare Kanten. Einzelbäume und Baumverbände sind frei und in unterschiedlicher Dichte angeordnet. Malerische Gehölzgruppen und Haine wurden geschaffen, die den Park atmosphärisch zonieren und Sichtachsen etablieren. Eine dichte Baumreihe entlang der Arealgrenze schließt den Park ab und gewährt den angrenzenden privaten Nachbargärten Sichtschutz. Erschlossen ist der Park durch mäandrierende Wege. Als wären es Wasserläufe bahnen sie sich ihren Weg. Diese fließende Modulation nimmt das Thema Wasser der Höfe auf und fügt diese in den Gesamtkontext ein.